4. Zusammenleben an der Lohschule

4.1 Die Sprache des Herzens

Die Gewaltprävention an unserer Lohschule ist ein wichtiger Baustein unserer Lohschularbeit. Konflikte gehören zum schulischen Alltag und können durch den Gebrauch einer aggressiven und verletzenden Sprache und/oder auch körperlicher Gewalt zu einer Lernumgebung, die durch Unwohlsein wahrgenommen wird, führen. Dem möchten wir präventiv begegnen, indem wir u.a. mit den Kindern Möglichkeiten einer friedvollen Kommunikation mit Hilfe der „Giraffensprache“ als „Sprache des Herzens“ thematisieren. Die Fähigkeit, Situationen im Alltag aus verschiedenen Perspektiven wahrzunehmen, muss sich entwickeln und ist eine wichtige Voraussetzung für einen zufriedenstellenden und achtsamen Umgang miteinander. Das braucht Übung und Zeit. Die erworbenen und angebahnten Kompetenzen können dann nach dem Spiralprinzip in den folgenden Schuljahren ausgebaut werden.

4.2. „Stopp zu „Mobbing“- Unser Anti-Mobbing-Konzept

Wir sagen zu jeder Art von „Mobbing“ bei uns an der Lohschule ganz klar „STOPP“!

Intervention und Prävention sind die Schlüsselwörter unseres schulischen Handelns.

In unserem „Anti-Mobbing-Konzept“ der Lohschule beleuchten wir alle fünf möglichen Bereiche von „Mobbing“-Erscheinungen, wie sie im Schulalltag auftreten können:

• Schüler/innen mobben Schüler/innen

• Lehrer/innen mobben Schüler/innen

• Schüler/innen mobben Lehrer/innen

• Lehrer/innen mobben Lehrer/innen

• Eltern mobben Lehrer/innen

Dabei sind unsere wichtigen Leitlinien:

  • Mobbing vergeht nicht von alleine.

  • Der oder die Täter müssen wissen, dass sie mit ihrem Verhalten nicht durchkommen.

  • Der allerbeste Schutz gegen Mobbing ist die Förderung der sozialen Kompetenzen aller Konfliktbeteiligten.

  • Bei Mobbing geht es um unerwünschtes Verhalten und nicht um einzelne Personen.

Unsere Lohschulkinder werden immer wieder ermutigt, bei Problemen ihre KlassenlehrerInnen und/oder die „Vertrauenspersonen“ der Lohschule (diese werden den Kindern regelmäßig genannt) anzusprechen.

Einzelheiten zu unserem „Anti-Mobbing-Konzept“ befinden sich im Anhang unseres Schulprogramms.

4.3 Rituale und Regeln – Unsere Lohschulordnung

„Jeder hat das Recht, sich an unserer Lohschule wohlzufühlen.“

Regeln und Rituale sind wichtige Stützpfeiler einer jeden gut funktionierenden Gemeinschaft. Die Lohschule wird nicht nur als Ort des Lernens, sondern auch als ein Ort des Wohlfühlens und der gegenseitigen Akzeptanz gesehen. So sind Regeln als präventiver Baustein für ein friedvolles Miteinander unumgänglich. Zudem geben Rituale Sicherheit im Alltag. „Jeder von uns ist mitverantwortlich dafür, dass das Schulleben gelingt.“ Regeln sichern die Rechte und Pflichten von Kindern und Erwachsenen. Ordnung, klare Regeln und das Wissen, dass Grenzüberschreitungen, Konsequenzen nach sich ziehen, sind Grundbedürfnisse von Kindern.

Die Regeln in der Lohschule betreffen sowohl das Verhalten auf dem Schulhof und im Unterricht, als auch den Umgang untereinander.

Die Lohschul-Ordnung (s. Anhang) wird den Schülern bereits in den ersten Schulwochen auf kindgerechte Weise, z. B. durch Schulbegehungen, verständlich gemacht. Eine frühe Sensibilisierung für die Bedeutung von Regeln führt eher zur Bereitschaft in die Einsicht einer Ordnung. In allen Klassen werden durch verschiedene Maßnahmen regelmäßig die Regeln und deren Sinn erarbeitet, sowie die Konsequenzen bei Fehlverhalten transparent gemacht. Dies kann in den verschiedenen Fächern, im Morgenkreis, im Klassenrat oder auch in Reflexionsphasen zu situativen Anlässen geschehen. Allen Schülern sollte deutlich gemacht werden, warum die Ordnung das friedvolle Miteinander in der Lohschule fördert.

Um Schülern die Regeln verständlich darzustellen, wurde auf eine hohe Textlastigkeit verzichtet. Für die Lehrer liegen die Regeln in einer detaillierteren Fassung vor. Die Lohschul-Ordnung für die Kinder ist weitgehend positiv formuliert, um ein „Gebots-Gefühl“ zu empfinden.

Zur Manifestation der Regeln hängt ein Poster im Schulgebäude und weitere Poster in den einzelnen Klassenräumen. Als kleine Handreichung für die Schüler wird die Lohschul- Ordnung in den Schulplaner aufgenommen. Für die Eltern steht die Lohschul-Ordnung in digitaler Form auf dieser Homepage zur Verfügung.

4.4 Unser Trainingsraum

Der Trainingsraum als „Raum“ wird während des Tages sowohl für die Durchführung von Fördergruppen durch die Sonderpädagogin, die Sozialpädagogische Fachkraft und die Schulsozialarbeiterin, als auch bei Bedarf von der Sonderpädagogin und Schulsozialarbeiterin für die Widmung von SchülerInnen im Falle von massiven Störungen des Unterrichts oder zur Klärung von Pausenvorfällen genutzt.

An unserer Lohschule haben wir uns das Ziel gesetzt, zum einen die Lernbereitschaft und Motivation der SchülerInnen aufzubauen, zu erhalten und zu verstärken, und zum anderen jenen SchülerInnen, die ein störendendes Verhalten zeigen, eine Hilfestellung für positive Verhaltensveränderung zu geben. Der Schutz des Unterrichts vor massiven Störungen ist im Sinne des Bildungs- und Erziehungsauftrages unabdingbar.

Dabei sind unsere Leitsätze:

„Jeder hat das Recht, in Ruhe zu lernen, zu arbeiten und zu spielen.“

und

„Jeder hat das Recht, in Ruhe zu unterrichten.“

Um dies zu gewährleisten und bei den Kindern gleichzeitig die Schlüsselqualifikationen „Eigenverantwortung“ und „soziale Kompetenz“ zu stärken, haben wir unser „Trainingsraum-Konzept“ entwickelt.

In allen Klassen ist das „Ampelsystem“ eingeführt, das den Kindern ihr eigenes Verhalten farblich visualisiert. Im Falle der „roten“ Ampel wird der Schüler/die Schülerin aufgefordert, den Trainingsraum zu besuchen. Dort greift das Trainingsraum-Konzept mit dem Ziel der Reflektion des eigenen Verhaltens und der Erstellung eines Rückkehrplans, der eine Vereinbarung/Wiedergutmachung vorsieht.

Unser „Trainingsraum-Konzept“ findet sich in vollem Umfang im Anhang unseres Schulprogramms.

4.5 Unsere Klassenpatenschaften

Das Prinzip der Klassenpatenschaften wirkt sich äußerst positiv auf die Gemeinschaft unserer Lohschulkinder aus.

An unserer Lohschule ist es so, dass jedes Jahr die Kinder der 3. Klassen die Patenschaft für unsere neuen Erstklässler übernehmen: Die Klasse 3a für die Klasse 1a, die Klasse 3b für die Klasse 1b und die Klasse 3c für die Klasse 1c.

Schon im Vorfeld freuen sich alle Drittklässler sehr darauf, Verantwortung für das Patenkind zu übernehmen und ihm bei dem Einstieg in das Schulleben zu helfen. So werden „Willkommensgeschenke“ vorbereitet und alle freuen sich auf den Einschulungstag. An diesem heißen dann unsere Paten ihre Patenkinder in der Kirche beim Gottesdienst und bei der Begrüßung auf dem Schulhof mit einem kleinen Programm herzlich willkommen. In der ersten Schulwoche findet die erste Patenaktion zum Kennenlernen und zur Überreichung der selbst erstellten Geschenke statt. Oft entstehen dann schon erste zarte Freundschaften, die nach und nach vertieft werden. Bei jeder Patenaktion wie z. B. einer gemeinsamen Schulrallye, einer gemütlichen Vorlesestunde usw. genießen in der Regel alle das Beisammensein sehr.

4.6 Unser Lohschulrat

An unserer Lohschule gibt es den Lohschulrat (s. auch Ausführungen unter Punkt 3.2 unseres Schulprogramms). Dieser besteht aus den Klassensprechern bzw. Klassensprecherinnen jeder 1. Klasse bis 4. Klasse und unserer Schulleiterin, wobei die KlassensprecherInnen der 1. Klassen erst ab dem 2. Halbjahr am Lohschulrat teilnehmen. Dadurch wirken im 1. Halbjahr eines jeden Schuljahres 18 und im 2. Halbjahr 24 Klassensprecher im Lohschulrat mit.

Bei den regelmäßigen Treffen geht es schwerpunktmäßig um die „Herzensanliegen“ der Kinder. Je nach Bedarf kann auch die Schulleiterin hierbei Anliegen der LehrerInnen weitergeben. Im Anschluss berichten die KlassensprecherInnen in ihren Klassen, was sich in der Sitzung ergeben hat. Die Lehrer werden in den Konferenzen über die Sitzungen informiert. Damit die Schüler in den Klassen sich auch selbst informieren können, gibt es in jeder Klasse eine Lohschulratsmappe mit den Sitzungsprotokollen zum Nachlesen. Die Mitglieder des Lohschulrats stellen sich im Haupteingangsbereich der Lohschule für alle Lohschulinteressierten in „Foto-Form“ vor.

Einige „Herzensanliegen“ der Kinder wurden bereits umgesetzt. Dies motiviert alle zur effektiven Weiterarbeit.

4.7 Unsere PausenhelferInnen

Es gehört zu den Schlüsselqualifikationen schulischer Bildung und Werteerziehung, Möglichkeiten und Regeln des Miteinanderlebens zu entwickeln, mit eigenen Bedürfnissen und denen anderer umzugehen und Verantwortung für eigenes Handeln zu übernehmen. Der Schulhof in der Pause ist ein Ort, wo aufgrund der großen Schülerzahl und des Zusammentreffens von Schülerinnen und Schülern aus verschiedenen Altersgruppen unterschiedliche persönliche Interessen aufeinandertreffen, Nöte und Konflikte entstehen können.

Unsere Pausenhelfer (s. auch Ausführungen unter Punkt 3.2. unseres Schulprogramms) begleiten die Lehrkräfte bei der Aufsicht. Dabei haben sie folgende Aufgaben: Sie

 sind aufmerksam und achten auf ein friedfertiges und erholsames Miteinander auf dem Schulhof (bei Regenpausen im Schulgebäude).

 helfen ihren Mitschülern (besonders den Erstklässlern) bei „den kleinen Schwierigkeiten des Lebens“ z. B. beim Schließen von Jacken, beim Binden von Schuhen, beim Trösten etc..

versuchen, Streit vor einer Eskalation zu erkennen und greifen ein, bevor es zu einer heftigen Auseinandersetzung kommt.

 holen Hilfe, wenn SchülerInnen in eine körperliche Auseinandersetzung verwickelt sind.

 holen Hilfe, wenn ein/e SchülerIn verletzt ist.

Die PausenhelferInnen erfahren durch ihren Einsatz für andere Schüler eine Stärkung ihrer personalen Kompetenz. Die Erfahrung „Ich werde gebraucht und anerkannt“ sowie die Akzeptanz durch die Mitschüler und die Lehrerschaft stärken ihr Selbstgefühl. Die Pausenhelfer erleben durch die Übernahme der ihnen übertragenen Verantwortung, wie wichtig prosoziales Handeln ist. Ihre Fähigkeit und Bereitschaft, auf andere Menschen zuzugehen und ihre Hilfe anzubieten, werden geschult. Auf der anderen Seite werden alle entlastet, die die Pause zu beaufsichtigen haben.

Die PausenhelferInnen werden in unseren 3. und 4. Klassen gewählt (fünf Pausenhelfer je Klasse). Dies geschieht bereits am Ende eines jeden Schuljahres für das neue Schuljahr, damit neue Pausenhelfer von den bald auf die weiterführende Schule wechselnden Viertklässlern angelernt werden können. Für die Rolle eines Pausenhelfers können sich grundsätzlich alle Schülerinnen und Schüler innerhalb der 3. und 4. Klassen bewerben, es sei denn sie beabsichtigen, das Amt des Klassensprechers/der Klassensprecherin zu übernehmen.

Die PausenhelferInnen werden zu Beginn ihrer Amtsübernahme zunächst von einer Lehrkraft gezielt geschult, so dass sie ihren Aufgabenbereich und ihren Dienstplan kennenlernen, sowie Hilfsmöglichkeiten erproben können. Die Pausenhelfer treffen sich während des Schuljahres in regelmäßigen Abständen mit der Lehrkraft, um sich gegenseitig auszutauschen und die Möglichkeit zu haben, Vorfälle oder Probleme zu besprechen.

Unsere PausenhelferInnen erkennt man schon von Weitem an ihren orangeleuchtenden Westen mit dem Pausenhelferaufdruck und den „helfenden Händen“.

4.8 Mein Körper gehört mir

Wir freuen uns, dass uns unser Förderverein dabei unterstützt, jedem Lohschulkind im 3. bzw. 4. Schuljahr das Projekt „Mein Körper gehört mir“ der Theaterpädagogischen Werkstatt Osnabrück zu ermöglichen. 

Bei dem Projekt geht es um „Ich-Stärkung“ und „Gefühlswahrnehmung“ mit dem Ziel, die Kinder zu stärken, bevor andere ihre Schwäche, z. B. durch sexuellen Missbrauch, ausnutzen. Im Schon- und Experimentierraum des Theaters setzen sich die Kinder bei dem Projekt mit sogenannten Tabuthemen wie „Sexuellem Missbrauch“ auseinander. Mit Geschichten und Identifikationsfiguren, im Rollenspiel und Rollentausch, mit Sprache und Musik werden der Blick und die Sinne der Kinder geschärft. Sie werden ermutigt, ihre Gefühle wahrzunehmen, eigene Positionen zu vertreten und unabhängige Entscheidungen zu treffen. Im Rahmen des Projektes werden gemeinsam Lösungen für ganz unterschiedliche Konflikte gefunden und Hilfsmöglichkeiten erarbeitet. 

Im Sachunterricht werden die Themen der Projektvorführungen im gleichen Zeitraum aufgegriffen und im Klassenverband vertieft.

4.9 Gender Mainstream

Ziel beim Gender Mainstreaming ist es, die Chancengleichheit der Geschlechter zu fördern und bestehende geschlechtstypische Nachteile für Mädchen und Jungen bzw. Frauen und Männer zu beseitigen. 

An unserer Lohschule wird darauf geachtet, gleichberechtigt gemeinsam zu leben, zu arbeiten und zu lernen. Dabei werden die unterschiedlichen Interessen, Sichtweisen und Lernwege von unseren Mädchen wie von unseren Jungen gleichermaßen berücksichtigt. Dies geschieht z. B. durch

  • die bewusste Einbeziehung von „thematischen Vorlieben“ in den Unterricht (insbesondere in den Bereichen Sportunterricht, Kunstunterricht, Sachunterricht);

  • Bücher für Jungen und Mädchen;

  • Unterstützung des aktiven Lernprozesses sowohl bei Jungen als auch bei Mädchen durch gleichwertige Ansprache und Einbeziehung in den Unterricht;

  • Bemühungen zur Vermeidung einer geschlechtergetrennten Sitzordnung;

  • ein Medienkonzept, das Mädchen und Jungen gleichermaßen den Erwerb von Kompetenzen ermöglicht;

Wir sehen die Arbeit an unserer Lohschule als eine gleichermaßen gezielte Mädchen- und Jungenförderung im Sinne der reflexiven Koedukation. Wir möchten unseren Lohschulkindern unabhängig von ihrem Geschlecht ein grundsätzliches Vertrauen in die eigene Stärke und Lernfähigkeit vermitteln.

Ziel ist es, auf ein Leben in einer Gesellschaft vorzubereiten, in der Frauen und Männer ihre Lebensplanung unter Nutzung ihrer individuellen Begabungen, Fähigkeiten und Fertigkeiten gleichberechtigt verwirklichen können.